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Reizblase: Harnwegsinfekte und überaktive Blase - Die häufigsten Verwechslungen

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Frau sitzt mit Schmerzen auf dem Sofa

Das Wichtigste in Kürze:

  1. Harnwegsinfekte und überaktive Blase zeigen ähnliche Symptome, unterscheiden sich aber grundlegend: Während Harnwegsinfekte durch Bakterien verursacht werden und mit Brennen beim Wasserlassen einhergehen, ist die überaktive Blase eine Funktionsstörung ohne Bakteriennachweis.
  2. Frauen sind aufgrund ihrer kürzeren Harnröhre deutlich häufiger von Harnwegsinfekten betroffen als Männer, besonders nach den Wechseljahren steigt das Risiko durch hormonelle Veränderungen.
  3. Die Diagnose erfolgt durch eine gründliche Befragung, körperliche Untersuchung und Urinanalyse – bei Harnwegsinfekten werden Bakterien nachgewiesen, bei der überaktiven Blase nicht.
  4. Harnwegsinfekte werden mit Antibiotika behandelt, während bei der überaktiven Blase zunächst konservative Maßnahmen wie Lebensstiländerungen, Blasentraining und Beckenbodenübungen zum Einsatz kommen.
  5. Unbehandelte oder wiederkehrende Harnwegsinfekte können langfristig zu einer überaktiven Blase führen – präventive Maßnahmen wie die Einnahme von D-Mannose können helfen, Infektionen vorzubeugen.
Frau überkreuzt die Beine

Kennen Sie das?

Kennen Sie das? Ein plötzlicher, kaum kontrollierbarer Harndrang überkommt Sie, oder Sie spüren ein unangenehmes Brennen beim Wasserlassen. Solche Beschwerden können Ihren Alltag erheblich beeinträchtigen und für Verunsicherung sorgen. Doch was steckt dahinter? Ein Harnwegsinfekt oder vielleicht eine überaktive Blase?


Die Unterscheidung ist wichtiger, als Sie vielleicht denken, denn beide Erkrankungen erfordern unterschiedliche Behandlungsansätze. In unserem umfassenden Ratgeber erfahren Sie, wie Sie die Symptome richtig deuten können und welche Hilfe es gibt. Besonders Frauen in und nach den Wechseljahren sind häufig betroffen – umso wichtiger ist es, die Anzeichen zu kennen und zu verstehen.

Lassen Sie uns gemeinsam Klarheit schaffen und Wege finden, wie Sie Ihre Beschwerden lindern können.

Denn eines ist sicher: Mit dem richtigen Wissen und gezielten Maßnahmen können Sie Ihre Lebensqualität deutlich verbessern.

Symptome einer Reizblase richtig deuten

Müssen Sie oft zur Toilette und spüren einen starken Harndrang? Diese Beschwerden können sowohl auf einen Harnwegsinfekt als auch auf eine überaktive Blase hindeuten. Die Unterscheidung ist wichtig, denn beide Erkrankungen erfordern unterschiedliche Behandlungsansätze. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie die Symptome richtig einordnen können und welche Hilfe es gibt. Besonders Frauen sind von beiden Beschwerdebildern betroffen – umso wichtiger ist es, die Anzeichen richtig zu deuten.

Typische Beschwerden bei Harnwegsinfekten erkennen

Ein Harnwegsinfekt, auch als Blasenentzündung oder Zystitis bekannt, macht sich durch charakteristische Symptome bemerkbar. Wenn Sie unter Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen leiden, ist dies ein deutlicher Hinweis auf eine Infektion. Dieses Brennen tritt typischerweise während und unmittelbar nach der Blasenentleerung auf und kann von einem stechenden Schmerz begleitet sein.

Zusätzlich verspüren viele Betroffene ein unangenehmes Druckgefühl im Unterbauch, das auch zwischen den Toilettengängen anhält. Der Harndrang ist bei einer Blasenentzündung meist schmerzhaft und dringend, wobei oft nur kleine Mengen Urin abgegeben werden können. Ein weiteres Warnsignal kann eine Trübung des Urins sein oder sogar Blutbeimengungen, die dem Urin eine rötliche Färbung verleihen.

Frauen sind deutlich häufiger von Harnwegsinfekten betroffen als Männer. Der Grund liegt in der anatomischen Besonderheit: Die weibliche Harnröhre ist kürzer, wodurch Bakterien leichter in die Harnblase gelangen können. Durch den sinkenden Östrogenspiegel in den Wechseljahren ist das Risiko für Blasenentzündungen zusätzlich erhöht. Die vaginalen Schleimhäute werden dünner und trockener, wodurch die natürliche Barriere gegen Keime reduziert ist. Somit steigt das Risiko für wiederkehrende Infektionen.

Wenn Sie diese Symptome bei sich bemerken, sollten Sie zeitnah ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, da unbehandelte Harnwegsinfekte zu Komplikationen führen können.

Harndrang und andere Symptome der überaktiven Blase

Im Gegensatz zum Harnwegsinfekt zeigt sich eine Reizblase oder überaktive Blase durch andere charakteristische Beschwerden. Das Hauptmerkmal ist ein plötzlich auftretender, kaum kontrollierbarer Harndrang – und zwar ohne die typischen Schmerzen beim Wasserlassen, das für Infektionen charakteristisch ist. Dieser Harndrang kann so stark und abrupt auftreten, dass es zu ungewolltem Urinverlust kommen kann, was als Dranginkontinenz bezeichnet wird.

Betroffene einer überaktiven Blase berichten von häufigen Toilettengängen, oft mehr als achtmal täglich, und müssen nachts mehrmals aufstehen, um die Blase zu entleeren. Dies beeinträchtigt den Schlaf erheblich und kann die Lebensqualität deutlich einschränken. Im Gegensatz zum Harnwegsinfekt lassen sich bei der Reizblase keine Bakterien im Urin nachweisen – es handelt sich um eine Funktionsstörung der Blasenmuskulatur ohne nachweisbare organische Ursache. Wesentlich häufiger als echte Harnwegsinfekte mit Bakterien sind solche Reizzustände der Blase, bei denen die Blasenwand überempfindlich reagiert und sich die Blasenmuskulatur zu früh zusammenzieht.

Warum die Blasenfunktion gestört sein kann: Mögliche Ursachen

Die Ursachen für eine Reizblase sind vielfältig und nicht immer eindeutig zu bestimmen. Häufig liegt eine Störung des vegetativen Nervensystems vor, das für die Steuerung der Blasenfunktion verantwortlich ist. Diese Störung kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden: Stress, bestimmte Medikamente und ein übermäßiger Konsum harntreibender Getränke wie Kaffee oder Alkohol können die Beschwerden verstärken.

Interessanterweise können auch vorangegangene Harnwegsinfekte eine Reizblase begünstigen. Wenn Infektionen nicht ausreichend behandelt wurden oder häufig wiederkehren, kann dies zu einer dauerhaften Reizung der Blasenwand führen. Weitere ätiologisch relevante Faktoren für Reizsymptome sind anatomische Anomalien, Fremdkörper, Tumoren, eine Obstruktion der Harnwege und neurologische Erkrankungen. Bei Frauen spielen zudem hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre eine bedeutende Rolle, da der Östrogenmangel die Blasenfunktion beeinflussen kann. Auch Blasenentleerungsstörungen mit unvollständiger Entleerung können die Entstehung von Beschwerden begünstigen. Wenn Sie unter anhaltenden Blasenproblemen leiden, ist eine gründliche Diagnose durch Ihre Ärztin oder Ihren Arzt wichtig, um die genaue Ursache zu ermitteln und eine passende Behandlung einzuleiten.

Diagnose: Welche Tests helfen bei der Unterscheidung

Um zwischen einem Harnwegsinfekt und einer überaktiven Blase zu unterscheiden, führt Ihr Arzt oder Ihre Ärztin zunächst eine ausführliche Befragung und körperliche Untersuchung durch. Dabei werden Ihre Beschwerden genau erfasst: Leiden Sie unter plötzlichem Harndrang? Haben Sie Schmerzen oder ein Brenngefühl beim Entleeren der Harnblase? Müssen Sie nachts häufig auf die Toilette?

Ein wichtiges diagnostisches Instrument ist das Miktionstagebuch, in dem Sie über mehrere Tage Ihre Trinkmenge, Toilettengänge und eventuelle Probleme dokumentieren. Bei Verdacht auf einen Harnwegsinfekt wird eine Urinprobe untersucht, um Krankheitserreger nachzuweisen. Bei der Reizblase hingegen zeigt die Analyse keine Bakterien. In manchen Fällen kann eine Blasendruckmessung (Urodynamik) notwendig sein, um die Funktion der Harnblase und das Zusammenziehen des Blasenmuskels zu beurteilen. Diese Untersuchung ist besonders wichtig, wenn konservative Maßnahmen nicht anschlagen oder wenn die Diagnose unklar bleibt.

Miktionsprotokoll

Nutzen Sie gerne unsere Vorlage für ein vollständiges Miktionsprotokoll

Wirksame Behandlung

Wenn Sie unter häufigem Harndrang oder Schmerzen beim Wasserlassen leiden, ist eine genaue Diagnose der erste Schritt zur Besserung. Die Therapieansätze für Harnwegsinfekte und die überaktive Blase unterscheiden sich grundlegend – während Infekte meist antibiotisch behandelt werden, erfordert die Reizblase einen ganzheitlicheren Ansatz. In diesem Abschnitt erfahren Sie, welche Behandlungsmöglichkeiten Ihnen zur Verfügung stehen und wie Sie Ihre Lebensqualität trotz Blasenproblemen verbessern können.

Überaktive Blase: Medikamente und Therapien

Bei der Behandlung der Reizblase oder überaktiven Blase steht zunächst ein konservativer Ansatz im Vordergrund. Bevor Medikamente zum Einsatz kommen, sollten Sie die hier aufgeführten Maßnahmen ausprobieren. Erst wenn diese konservativen Behandlungsmethoden wie Wahrnehmungsschulung, Training des Trinkverhaltens, Miktions- und Blasentraining keinen Erfolg zeigen, sollte eine medikamentöse Therapie erwogen werden. Bei der Behandlung einer Reizblase werden bevorzugt Anticholinergika eingesetzt, weil sie die überaktive Blasenmuskulatur beruhigen und so den ständigen Harndrang vermindern. Diese Medikamente hemmen die Nervenimpulse, die das unkontrollierte Zusammenziehen des Blasenmuskels auslösen. Die DiGA INKA kann Sie bei der Umsetzung der Maßnahmen unterstützen.

Mehr zu INKA

Anpassung des Lebensstils

Verzicht auf harntreibende Getränke wie Kaffee, schwarzen Tee, Alkohol und kohlensäurehaltige Getränke. Sie sollten zudem auf das Rauchen verzichten, da Nikotin die Reizblase verstärken kann.

Entspannung

Stressabbau durch Entspannungstechniken.

Blasentraining

Regelmäßiges Blasentraining, um die Zeitabstände zwischen den Toilettengängen schrittweise zu verlängern.

Beckenbodentraining

Ein gezieltes Beckenbodentraining ist besonders wirksam, da die Anspannungs- und Entspannungsübungen der Beckenbodenmuskulatur sich positiv auf die Kontrolle der Blase auswirken. Viele Patientinnen und Patienten berichten von einer deutlichen Verbesserung ihrer Beschwerden durch regelmäßiges Training des Beckenbodens.

Behandlungsmöglichkeiten von Harnwegsinfekten und deren Einfluss auf die Blasenmuskulatur

Im Gegensatz zur Reizblase werden Harnwegsinfekte in der Regel mit Antibiotika behandelt, die gezielt die verursachenden Bakterien bekämpfen. Die Therapie sollte immer vollständig durchgeführt werden, auch wenn die Beschwerden bereits nach wenigen Tagen nachlassen. Eine unzureichende Behandlung kann zu wiederkehrenden Infektionen führen und langfristig die Entstehung einer Reizblase begünstigen.

Für Frauen, die häufiger von Harnwegsinfekten betroffen als Männer sind, gibt es inzwischen präventive Ansätze. Studien haben gezeigt, dass D-Mannose das Potenzial hat, wiederkehrenden Harnwegsinfekten vorzubeugen. Auch die Vermeidung einer vollständigen Intimrasur kann das Risiko für Infekte senken. Interessant ist zudem der Zusammenhang zwischen Vitamin D und der Blasenfunktion: Eine ausreichende Versorgung kann positive Effekte auf die Drangproblematik bei Frauen nach den Wechseljahren haben. Wenn Sie unter wiederkehrenden Harnwegsinfekten leiden, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über vorbeugende Maßnahmen, um Ihr alltägliches Wohlbefinden langfristig zu verbessern und einer Entwicklung zur Reizblase vorzubeugen.

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INKA ist eine App, speziell für Patient:innen mit überaktiver Blase.

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Quellenverzeichnis:

[1] Hilfe für die entzündete und gereizte Blase (2017). https://www.uniklinik-freiburg.de/presse/publikationen/im-fokus/urologie-hilfe-fuer-die-entzuendete-und-gereizte-blase.html (Stand: 21.05.2025)

[2] Urologische Spasmolytika: Anticholinergika. Wirkstoff Aktuell, Ausgabe 4/2013. https://www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/Arzneimitteltherapie/WA/Archiv-Fertigarzneimittel/Urologische-Spasmolytika.pdf

[3] Kretschmer N (2024). D-Mannose bei wiederkehrenden Harnwegsinfektionen. https://www.gelbe-liste.de/urologie/d-mannose-wiederkehrende-harnwegsinfekte (Stand: 13.06.2025)

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